Geschöpf unter Mitgeschöpfen - biblische Gedanken zum Miteinander von Mensch und Tier
Im Rahmen einer Kooperationsveranstaltung zwischen der Umwelt- und Klimaarbeit, der Fachstelle Kirche im ländlichen Raum und dem Unterausschuss ländliche Räume der Landessynode der ELKB hat die stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses, Marion Winnefeld die nachfolgenden Gedanken zum biblischen Verhältnis von Mensch und Tier vorgetragen, die wir hier gerne teilen:
Es gibt fast 100 Bibelsprüche, die sich mit dem Verhältnis Tier und Mensch beschäftigen.
Der wohl bekannteste Bibelspruch zum Verhältnis zwischen Tier und Mensch stammt aus der Schöpfungserzählung: 1. Mose 1, 24-28
„24 Und Gott sprach: Die Erde bringe hervor lebendiges Getier, ein jedes nach seiner Art: Vieh, Gewürm und Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art. Und es geschah so. 25 Und Gott machte die Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art, und das Vieh nach seiner Art und alles Gewürm des Erdbodens nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war. 26 Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. 27 Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau. 28 Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht.“ (zitiert nach Lutherbibel 2017)
Tier und Mensch werden an ein- und demselben Schöpfungstag erschaffen. Ausdrücklich steht im Text nach der Erschaffung der Tiere, dass „Gott sah, dass es gut war“. Doch das Reden vom Herrschen hat dazu geführt, dass der Mensch sich über die Schöpfung erhob und sich als Krone der Schöpfung empfand. Diese Auffassung führte zu der Abwertung der Tiere, die sich viele Jahrhunderte hielt.
Dabei sprechen viele Bibelstellen von einem ganz anderen Verhältnis, sie sehen die Tiere als Mitgeschöpfe. Ein Beispiel liefert uns dieser Text:
„Wer Gott gehorcht, kümmert sich um das, was seine Tiere brauchen, aber die Gottlosen sind hart und unbarmherzig.“ 2 (Sprüche Salomos 12,10, zitiert nach NGUE)
Im Buch Hiob antwortet Gott auf dessen Fragen mit der Rede im Sturm (Hiob 38-42). Die dort genannten Wildtiere lehren Hiob und auch uns Einsicht in das göttliche Handeln und Demut vor der Größe Gottes.
Am deutlichsten wird für mich in dieser Bibelstelle, dass Tier und Mensch Mitgeschöpfe sind:
„Siehe, ich richte mit euch einen Bund auf und mit euren Nachkommen und mit allem lebendigen Getier bei euch, an Vögeln, an Vieh und an allen Tieren auf Erden bei euch, von allem, was aus der Arche gegangen ist“ (1. Mose 9,9-10, zitiert nach Lutherbibel 2017)
Der Bund Gottes umfasst Mensch und Tier gleichermaßen!
Dieses enge Verhältnis führt nach Psalm 150,6 zum gemeinsamen Lob:
„Alles, was atmet, alles, was lebt, stimmt in den Jubel der Schöpfung ein.“ (zitiert aus dem Lied „Der See, der den Himmel spiegelt“ von A. Frey)
Und es gipfelt in der Vision Jesajas von einem neuen Himmel und einer neuen Erde, an dem wiederum Mensch und Tier Anteil haben:
„Wolf und Lamm werden zusammen weiden; und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind; und die Schlange: Staub wird ihre Nahrung sein. Man wird nichts Böses und nichts Schlechtes tun auf meinem ganzen heiligen Berg, spricht der HERR.“ (Jesaja 65,25, zitiert nach ELB)
Marion Winnefeld
