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Pfarrerin von Kleist und Christof Wegner

Einen Garten naturnah gestalten. Naturgärtner Christof Wegner im Gespräch.

Christof Wegner ist ein renommierter Naturgärtner aus Frickenhausen im Unterallgäu. Mit seinem Hortus natura in Kempten und auch andernorts hat er eindrucksvolle Beispiele geschaffen. Die Markuskirche Kempten konnte ihn für die Umgestaltung ihres Außenbereichs zum Garten Eden gewinnen. Henning Storek aus dem dortigen Umweltteam interviewt ihn anlässlich seiner Arbeit in der Gemeinde:

Der Slogan Ihrer Firma lautet: Natur in Gärten. Ist das nicht ein Widerspruch in sich: wir empfinden doch jeden Garten als ein Stück Natur?

Die Natur ist aus sich selbst entstanden. Ein Garten jedoch ist ein Stück eingezäuntes Land, er unterliegt meinem Willen. Von der Wortbedeutung her steckt im das indogermanische Wort , das heißt die Parzelle Land, die ich bearbeiten wollte, wurde mit Gerten aus Weide und Haselnuß umfriedet und somit zum Nutz-, Zier- oder Lustgarten. Mein Ziel ist es, den Garten naturnah zu gestalten und zu pflegen, ihn sozusagen in Einklang mit der Natur zu bringen, damit sie Raum und Zeit für ihre Entwicklung hat.

Was ist an der Natur natürlich?

Unser Wort stammt aus dem Lateinischen: heißt geboren werden, die Natur erschafft sich somit selbst, dazu braucht sie nicht den Menschen. Sie umfasst unsere gesamte „natürliche“ Umwelt, also Pflanzen, Tiere, Bakterien, mehr noch: die genetische Vielfalt innerhalb der verschiedenen Arten, wissenschaftlich: „Biodiversität“. Die gesamte Natur trägt den Grund ihres Daseins in sich selbst.

Hat der Mensch eine Verantwortung für die Natur, wenn ja, wie sieht sie aus?

Wenn ich überleben will, kann ich die Natur nicht vernichten. Die Erde wäre ohne Natur öd und leer, ohne Menschen, so wie es z. B. in der Bibel steht. Wohin Verantwortungslosigkeit führt, zeigen uns 753 Millionen Menschen, die hungern müssen, sehen wir an der globalen Erwärmung, am Klimawandel. Unser falsches Verhalten verseucht die Luft, versaut die Gewässer, vergiftet die Böden, führt zum millionenfachen Artensterben. Unsere Verantwortung zeigt sich darin,dass die Natur ihr Gleichgewicht halten kann, damit wir leben können und den tieferen Sinn von unserem Handeln verstehen.

In vielen Teilen der Welt wird bestimmten Pflanzen, Tieren, Orten eine religiöse oder spirituelle Bedeutung beigemessen: erzeugt Natur Spiritualität?

Spiritualität gehört dazu: die Natur erzählt uns davon. Wir müssen lernen, offenen Ohres und wachen Auges zu sein. Inzwischen haben wir Einblicke in das verborgene Leben der Bäume, wir wissen, dass der Garten auch ein Vorgriff ist auf das Paradies. Nicht umsonst heißt unser Garten an der Markuskirche „Garten Eden“, ein uraltes Motiv. Dieser Garten soll uns helfen beim Zusammenfinden, beim Erleben von Wachstum, bei innerer Einkehr und Entspannung.

Denken Sie, unser kleiner Garten Eden kann das auch?

Wir haben das doch erlebt, als wir dem jahrealten Müll- und Erdhaufen hinter der Kirche zu Leibe rückten: nachdem wir unnützes Plastik weggeräumt hatten, konnten wir mit der Erde unseren Garten gestalten; wir werden bald sehen: das sind Tausende von Samen drin, schlafenden Auges, die werden keimen, auch nach fünfzig Jahren Verstecktsein. Wir haben weiter erlebt, dass durch unser Säen, Pflanzen und Gießen Stress abgebaut wurde, das tut Körper und Seele gut. Die Natur hilft uns, den Blick wieder frei zu bekommen, sie lehrt uns Geduld, Gelassenheit und Demut vor der Schöpfung. Im Wechsel der Jahreszeiten zeigt sie uns die Natur von Veränderungen, den ständigen und natürlichen Wandel von Geburt und Streben, von Zerfall und Neuanfang.

Bild: Pfarrerin Sonja von Kleist und Christof Wegner mit dem Plan des Gartens Eden bei der Einweihungsfeier.